Alles, was wir über unser Können denken, basiert auf folgenden Erfahrungsbereichen:

selbst gesehen, selbst gehört und selbst gemacht.

Zwei dieser drei Bereiche sind für die meisten Ergebnisse in unserem Leben wenig relevant. Aber da das Hören und Sehen auch selbst erlebte Dinge sind, halten wir an den Erinnerungen fest und meinen, diese tragen zu unserem Wissen über das Leben wesentlich bei. Was uns zum Irrglauben führt, dass wir meinen, diese Dinge wirklich zu kennen und jederzeit dasselbe Ergebnis herleiten zu können. Versuchen wir jedoch, das Gesehene oder Gehörte nachzumachen, stellen wir fest, dass wir wenig bis gar nichts darüber wissen, weil wir eben nur Zeugen der Ergebnisse, aber nicht die Zeugen des Umsetzungsprozesses waren.

Kurz gesagt, wir sehen einen Baum, aber nicht die Wurzeln des Baums.

Ich saß vor Kurzem mit einem Freund unserer Familie beim Abendessen und unterhielt mich mit ihm über das Geschäft im Internet. Er ist ein führender Angestellter in einem sehr bedeutenden Unternehmen in Österreich. Ein angesehener und erfolgreicher Mann eben.

Diese Information ist für Sie insofern relevant, als das, was jetzt kommt, veranschaulicht, dass der Erfolg in einem Bereich, nichts mit dem Erfolg in einem anderen Bereich zu tun hat.

Wir tauschten uns also aus. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben, meine Erreichbarkeit im Internet zu vergrößern. Dann fragte er mich, was ich unternehmen will und wieviel das kosten würde. Als ich ihm erzählte, dass ich bereit bin, dafür mehrere Tausend Euro auszugeben, lachte er. Ich dachte, der Betrag käme ihm zu gering vor. Ich war gespannt, was er weiß, das ich nicht weiß. Man lernt ja nie aus. Zu meiner Überraschung war genau das Gegenteil der Fall. Daher fragte ich ihn, wie mein Ziel – seiner Meinung nach – am besten zu erreichen wäre. Er sagte heiter: „Du musst nur einen YouTube-Kanal anlegen und in regelmäßigen Abständen Videos posten. Das ist alles.“

Da wollte ich loslachen, tat es aber aus Höflichkeit nicht. Natürlich hatte er recht. Genau so recht, wie die Aussagen, „um abzunehmen, musst du weniger Kalorien einnehmen, als du verbrauchst“ oder „um reich zu sein, musst du mehr verdienen, als du ausgibst“ oder „um gute Beziehungen zu führen, muss du zuerst geben und erst dann nehmen“, stimmen.

Was er nicht wusste: Ich habe schon einen Kanal. So ein YouTube-Kanal ist wie ein Baum. Über die Wurzeln wusste er nicht Bescheid. Daher war sein Ratschlag an mich wertlos.

Jeder von uns macht das. Ratschläge zu geben, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Warum? Weil  wir von falschen Annahmen ausgehen: vom Wissen über das Wissen ohne Können.

Solche Ratschläge sind, unabhängig von Stand, Erfolg, Alter, Titel, Beziehungsebene, Herkunft und Geschlecht einfach wertlos.

Auf unseren Freund, der noch nie ein Video gedreht hat, damit nicht online gegangen ist und noch nie erfolgreich im Netz war, traf dies ebenso zu.

Aber die Erfahrung, es selbst erreicht zu haben, ist das Einzige, was zählt.

Warum also meinte er, mir mit seinen Ratschlägen helfen zu können? Und das meinte er mir gegenüber wohlwollend und ehrlich. Aus demselben Grund, warum wir es alle tun. Wir denken, wenn wir etwas selbst gesehen oder selbst gehört haben, dann wissen wir, wie ein bestimmtes Ergebnis herbeizuführen ist.

Die Regel Nummer eins, die ich vom Leben gelernt habe: Wissen kommt vom Machen!

Die Regel Nummer zwei: Erst schaffen, dann reden!

Nicht ausprobieren, sondern erschaffen! Das ist die wahre Fähigkeit. Alles andere ist ein Fake, ich nenne solche Fähigkeiten – Fake-gkeiten. Das sine die, die uns unsere Größe vorgaukeln und in der Täuschung leben lassen, wir hätten alles im Griff.

Und wie steht es mit Ihnen? Kommt Ihr Wissen vom Machen oder vom Hörensagen, vom ewigen Blabla?

Jede auch noch so gute und präzise aufbereitete Information kann nichts an der Tatsache ändern, dass das Tun nur mit dem Tun erreichbar ist – und niemals mit dem Wissen oder Denken, es zu können. Übrigens auch nicht mit dem Wissen, es nicht zu können.

Und das ist wichtig. Denn unser Können bestimmt die Qualität unserer Ergebnisse im Leben. Wenn wir aufhören würden, Aussagen zu tätigen wie „Du musst nur …“ oder „Ich muss nur …“, wären wir alle ehrlicher in Bezug auf unsere Leistung. Die ganze Welt wäre plötzlich ehrlicher.

Wo immer mir auffällt, dass ich selbst in diese Falle tappe, versuche ich, die Menschen vor meinen Fake-gkeiten zu verschonen. Probieren Sie es auch aus!

Es gäbe dann so wenig zu sagen, aber das Gesagte wäre so kristallklar.

 

Autorin: Maia Egger